galerie sima

Pressemitteilung zur Ausstellung /
press release of the exhibition

Thomas Bergner

"fièvre"

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Ort / location: Galerie Sima, Hochstrasse 33, 90429 Nürnberg
Eröffnung / opening: Mittwoch, 20. Mai 20120, Vernissage entfällt
Dauer der Ausstellung / exhibition period: bis 27. Juni 2020
Öffnungszeiten / opening times: Besuch der Ausstellung während der Corona Krise ist nur nach Terminvereinbarung möglich.
(t. +49 (0)911 263 409, +49 176 8352 7491, contact@simagalerie.de)

Visiting the exhibition during the Corona crisis is only possible by appointment.
Pressetermin / press conference: Dienstag, 19. Mai 20120, 11 - 12 Uhr
Der Künstler wird anwesend sein

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Thomas Bergner – Über meine Arbeit

Den Ausgangspunkt einer jeden Fotografie begreife ich als einen Moment des Berührtwerdens. Geschieht dies, setzte ich alles daran, dem vorgefundenen Augenblick fotografisch gerecht zu werden: manchmal durch das direkte Fotografieren, also im absoluten „Jetztmoment“, manchmal durch ein bisweilen monatelanges Wiederkehren. Man könnte es als eine Art spähen und wahrnehmen bezeichnen. Doch ich brauche die Intuition, die mir sagt: Jetzt ist es richtig, die Kamera aufzustellen und das Entdeckte auf den Film zu belichten.
Diese Fotografien entstehen meist am Abend, in der Nacht oder in sehr frühen Morgenstunden, vorwiegend in Wohngegenden, Industriegebieten oder ländlichen Regionen. Ich genieße den Moment, wenn alles um mich still ist und sich nichts mehr auf den Straßen und Plätzen regt. Der Blick auf die Dinge – auf ansonsten gewöhnliche Situationen – ändert sich. Objekte oder zufällige Arrangements wirken in der Nacht beziehungsweise im Halbdunkel oft anders als im Tageslicht. Sie reduzieren sich auf ihre Form und verlieren ihre geläufige Funktion – man könnte sagen, sie gewinnen ein zweites Leben.
Solche Belichtungen können von einigen Sekunden bis zu mehreren Stunden dauern. Steht und belichtet die Kamera für sehr lange Zeit, kommt es in manchen Fällen zum völligen Kontrollverlust über die entstehende Fotografie. Ursache dafür sind oft äußere Faktoren: Wind oder hohe Luftfeuchtigkeit, Kälte oder Hitze, Dinge geraten in Bewegung, das Objektiv oder gar der Film beschlägt. Für mich sind diese Momente der „Unberechenbarkeit“ oft die interessanteren. Es kann alles passieren beziehungsweise kann ich alles passieren lassen und das Endresultat nur noch umrisshaft erahnen.
Während des Belichtungsprozesses halte ich mich meist in direkter Umgebung auf, was dazu führt, dass ich den Ort nicht nur sehe, sondern auch höre, rieche oder atme. Dabei verliere ich nicht selten das Gefühl der zuvor empfundenen Fremdheit – der Ort wird mir vertraut und vielleicht vertraut der Ort auch mir. Ich bin nicht mehr der anonyme Voyeur, der etwas einfängt, es fotografisch vereinnahmt und mitnimmt, sondern vielmehr Teil der ganzen Szenerie, ein Mitglied. Es scheint, als gehe ich mit einigen Orten eine enge Verbindung ein. Wahrscheinlich ist es mir gerade auch deswegen wichtig, von Zeit zu Zeit an fotografierte Orte zurückzukehren – fast wie ein Besuch bei alten Bekannten. Mich umzusehen, mich zu erinnern und Veränderungen wahrzunehmen sind feste Bestandteile meiner Vorgehensweise. Diese Fotografien sind weder in einer klassischen Serie noch in einem in sich geschlossenem Projekt verankert. Vielmehr sind sie als fortlaufendes Archiv zu verstehen, das ständig wächst. Ich folge dabei einer undefinierten Anziehungskraft, vergleichbar einer Suche, ohne zu wissen, was gesucht werden muss, einer Reise ohne festgelegten Endpunkt.

I understand the starting point of every photograph as a moment of being touched. When this happens, I do everything I can to photographically do justice to the moment I have found: sometimes through direct photography, that is, in the absolute "now moment", sometimes through a return that sometimes lasts for months. You could call it a way of peeking and perceiving. But I need the intuition that tells me: Now it is right to set up the camera and expose what has been discovered to the film.
These photographs are usually taken in the evening, at night or very early in the morning, mainly in residential areas, industrial areas or rural areas. I enjoy the moment when everything around me is quiet and nothing moves on the streets and squares. The view of things - of otherwise ordinary situations - changes. Objects or random arrangements often have a different effect at night or in semi-darkness than in daylight. They reduce to their shape and lose their usual function - you could say they gain a second life.
Such exposures can last from a few seconds to several hours. If the camera stands and exposes for a very long time, in some cases there is a complete loss of control over the resulting photograph. This is often due to external factors: wind or high humidity, cold or heat, things start to move, the lens or even the film fogs up. For me, these moments of "unpredictability" are often the more interesting ones. Everything can happen or I can let everything happen and only vaguely guess the end result.
During the exposure process, I usually stay in the immediate vicinity, which means that I not only see the place, but also hear, smell or breathe. In doing so, I often lose the feeling of the previously felt strangeness - the place becomes familiar to me and maybe the place also trusts me. I am no longer the anonymous voyeur who captures something, takes it photographically and takes it with me, but rather part of the whole scene, a member. It seems like I have a close connection with some places. That is probably why it is important to me to return to photographed places from time to time - almost like visiting old friends. Looking around, remembering and noticing changes are integral parts of my approach. These photographs are neither anchored in a classic series nor in a self-contained project. Rather, they are to be understood as an ongoing archive that is constantly growing. I follow an undefined attraction, comparable to a search without knowing what to look for, a trip without a defined end point. 

 

 

Weitere Informationen sind in der Galerie zu erhalten. / More information is available at the gallery.


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updated2020-05-12